Liebe Stuttgarter Bahnhofsschützer
Ich finde eure fast täglichen Demonstrationen wirklich beeindruckend. Allerdings habe ich Zweifel, ob sich auch die Herrschaften des regierenden korruptiv-demagogischen Komplexes von ein paar zigtausend Leuten mit guten Argumenten überzeugen lassen.
Es gibt aber eine Seite, von der diese Herrschaften sich sehr empfindlich zeigen, und das ist das Geld. Regelmäßige Bahnfahrer sind sicher (neben Umweltbewußten und Konservativen) die Bevölkerungsgruppe, die euren Protest am nachhaltigsten unterstützt. Sie leiden täglich unter den Folgen der Misere der Bahn, die auch durch sinnlose Mammutprojekte mitverursacht wird.
Mein Vorschlag: die Verkehrsinitiativen und Bahnhofsschützer rufen einen bestimmten Tag zum allgemeinen Bahn-Protest-Tag aus. (und zwar bundesweit!) Ihr bittet alle aktiven Bahnfahrer, sich im Internet an der Aktion zu beteiligen, indem sie erklären, daß sie an diesem Tag ohne Ticket mit der Bahn fahren werden.
Die Aktion findet nur statt, wenn mindestens 300.000 Leute aktiv mitmachen. Wird diese Quote erreicht, verteilen alle Teilnehmer an jenem Tag Zettel in den Zügen, mit denen sie alle Mitreisenden dazu auffordern, ihre ggf. vorhandenen Fahrscheine ebenfalls nicht bei der Kontrolle vorzuzeigen.
Erfolgreich ist die Aktion, wenn die Bahn (am Besten schon vorher angekündigt, von sich aus) an diesem Tag auf Kontrollen verzichtet. Wenn das geklappt hat, wird die Aktion wöchentlich, vielleicht irgendwann auch täglich wiederholt, bis die Bahn das Projekt „Stuttgart21“ stoppt. Und wenn das geklappt hat, kann man immer noch weitermachen, bis das Menschenrecht auf Mobilität durchgesetzt ist, also konkret der Nulltarif in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Das Letztere mag jetzt etwas utopisch sein, aber den ersten Schritt dorthin könnte man doch tun. Was denkt ihr?
Nachtrag: Es gab übrigens in Deutschland schon mal eine Bewegung, die solche Methoden einsetzte, um eine menschenfreundliche Verkehrspolitik zu propagieren: die „Roter-Punkt-Demos“.
Ergänzung: Und Einer hat schon mal angefangen. Bezahlt schon seit 20 Monaten nicht mehr fürs Bahnfahren.
Zusatz: ein Kommentator erinnert mich dran, ich wollte doch noch den passenden Soundtrack dazutun:
29. September 2010 um 01:20
[…] rauskuckers Blog Kommt und lest. Es ist genug für Alle da. « Ein Vorschlag, wie man „S21″ besiegen kann […]
2. Oktober 2010 um 17:02
Warum zitierst Du nicht gleich das passende Zitat von „Ton Steine Scherben“?! Hier ist es: Herr Blödke zahlt die neuen BVG-Preise. Mensch Meier fährt mit seinen Kollegen umsonst. Man fährt besser mit der BVG schwarz. Null Tarif! Die BVG-Preise wurden erhöht. Warum? Weil der Senat unser Geld nicht für uns ausgibt, sondern für Sachen, die uns nicht nutzen. Der Senat lügt uns vor, daß die BVG ein Defizit hätte, aber gerade soviel kostet die „Freiwillige Polizeireserve“. Für die Starfighter der Bundeswehr könnten wir in ganz Berlin 10 (zehn) Jahre umsonst fahren. Wir sollen zahlen, zahlen, zahlen, bis wir schwarz werden. Da fahren wir lieber gleich schwarz. Deshalb: Gar nicht zahlen – SCHWARZFAHREN!!!!!
3. Oktober 2010 um 19:15
[…] This post was mentioned on Twitter by s21_bot, Nobody Nows. Nobody Nows said: s21 besiegen! http://bit.ly/bEq5bg #s21 #obenbleiben #cdu #unrechtstaat […]
5. Oktober 2010 um 01:19
Klasse Idee, schön formuliert und richtig in der Stoßrichtung. Alles gehört allen, wir sind entweder community oder wir sind nicht. Ein neuer Gesellschaftsvertrag ist, was wir brauchen, nicht die mit den Milliarden, sondern wir da unten, und es ist an uns, das Projekt zu beginnen. Sozial beginnt bei uns, nirgendwo sonst,
mfg, cf
5. Oktober 2010 um 22:02
[…] die ich hier neulich angepriesen habe: „Wer will S21, wem nützt es?“ Und einen Vorschlag, wie man „S21″ besiegen kann, habe ich neulich auch […]
27. Januar 2011 um 21:10
[…] sage das hin und wieder mal, hier und woanders, mache auch schon mal konkrete Vorschläge, wie man damit anfangen kann, und ernte dafür meist mitleidig lächelde Blicke und wohlwollendes […]